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Wanderausstellung Gurs 1940

Links: In den 80er Jahren lernte ich in meinen Studentinjahren in Paris die Malerin Herta Hausmann kennen. Durch sie habe ich erstmals von Gurs erfahren. Sie war dort vom Mai 1940 bis zum Frühjahr 1942 interniert. Mit Hilfe der russischen Schriftstellerin Nina Gourfinkel konnte sie das Lager verlassen und gelangte in eines der sogenannten Glasberghäuser, benannt nach einem Geistlichen, der viele jüdische Flüchtlinge versucht hat zu retten und auch gerettet hat.

 

Jahrzehntelang wurde in den Familien, im Schulunterricht, in der Politik, in der deutschen Gesellschaft zur Deportation aus Süddeutschland geschwiegen. Tausende haben erlebt wie ihre jüdischen Nachbarn abgeholt wurden.Davon zeugen viele Fotos und sogar Filme, die in Archiven aufgetaucht sind.

 

Es gab Ausnahmen von dieser Allianz der Schweigenen. Zum Beispiel die Stadt Karlsruhe. Der damalige Oberbürgermeister bemühte sich bereits in den 50er Jahren um die Gräber auf dem ehemaligen Lagergelände und um eine intensive Gedenkarbeit. Auch die Stad Mannheim engagierte sich früh. Viele Städte zogen dann in den 90er Jahren nach. 1998 hatte ich die Ehre, über mehrere Tage an verschiedenen Orten in Süddeutschland, vor allem in kleinen badischen Orte aus meiner Doktorarbeit zu referieren. Seitdem ist vieles passiert an Gedenkarbeit, Dokumentationen, Aufarbeitung.

 

Doch nochmal zurück zur Geschichte: Oktober 1940 - rund 6500 Menschen aus dem badischen und saarpfläzischen Raum, jung und sehr alt, krank und behindert, wurden auf Lastwagen verladen und nach Südfrankreich transportiert. Viele starben bereits unterwegs oder im Lager an den katastrophalen Lebensbedingungen hinter Stacheldraht.

Gleichzeitig: 

Dreiviertel der jüdischen Menschen, die 1940 in Frankreich gelebt haben, wurde gerettet. Und Dreiviertel der jüdischen Kinder, die im Oktober 1940 nach Gurs deportiert wurden, wurden gerettet. Es gab ein vielfältiges Rettungsnetzwerk. Der Einsatz vom Abbé Glasberg ist nur ein Beispiel von vielen. Mutigen Menschen und Organisationen aller Couleur, ohne die sehr viele nicht überlebt hätten.

 

Im Sommer 2021 erhielt ich einen Anruf aus Frankenthal. Damals wusste ich noch nicht mal, wo diese Stadt liegt. Nun weiß ich es: sie liegt zwischen Heidelberg und Mannheim.

 

Einen Tag nach der Eröffnung der Wanderausstellung Gurs 1940 habe ich die Ehre am 5. Juli 2022 noch einmal einen Vortrag halten zu dürfen zum Thema meiner Doktorarbeit: Kunst und Kultur im Lager Gurs. Mehr als 200 Künstler*innen waren dort zwischen 1939 und 1943 interniert. Sie leisteten einen bedeutenden Beitrag für das Überleben der Internierten.

 

Sehr engagiert ist hier nicht nur die Stadt Frankenthal und seine Archivleiterin Dr. Dörte Kaufmann, sondern auch der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal. Mein besonderer Dank gilt hier Werner Schäfer.

 

https://www.frankenthal.de/stadt-frankenthal/de/neuigkeiten/stadtarchiv/2022/ausstellung-gurs-1940-eroeffnung-am-4-juli-2022/?sds=1

 

 

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